Gertrude “trudy“ Ederle war die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm.
Dick eingeschmiert mit Olivenöl und Schmalz, ausstaffiert mit einer Paraffin versiegelten Motorradbrille und roter Badekappe und von ihrem Vater mit heißer Hühnerbrühe, Hähnchenschenkeln und Obst versorgt, schwamm die 20-Jährige Amerikanerin an diesem 6. August 1926 ganze 56 Kilometer.
“What for?!“ – Wozu?!
Eigentlich hätten es 34 km sein sollen, aber es kam Sturm auf, regnete, die wellen waren hoch und trieben sie in der starken Strömung vom Kurs ab. Doch als die Männer im Beiboot sie anflehten, aufzugeben, hatte Ederle nur geantwortet: ¡What for?!“ – Wozu?!“ Und die junge Schwimmerin schaffte es. Als sie an der englischen Küste aus der Nordsee stieg, waren 14 stunden und 32 Minuten seit ihrem Start vergangen, sie war damit sogar zwei stunden schneller als der bisherige männliche Rekordhalter (ohnehin hatten es bis dahin nur fünf Männer geschafft, denKanal zu überqueren) und sie hatte es allen gezeigt.
Zu dieser Zeit hieß es nämlich noch, schwimmen gefährde die Fortpflanzungsorgane und eine Frau käme dabei eh nicht weit. Noch am morgen ihres Weltrekords war in einem Leitartikel der „London Daily News“ zu lesen:
selbst der glühendste Befürworter der Frauenrechte muss zugeben, dass Frauen in Bezug auf Fitness, Schnelligkeit und Ausdauer für immer das schwächere Geschlecht bleiben werden…
London Daily News
Amerikanerinnen machten Schwimmabzeichen
Die Tochter deutscher Einwanderer (ihre Eltern, Gertrude Anna Haberstroh, und der Fleischer Henry Ederle stammten aus dem schwäbischen Bissingen) brachte es außerdem zu insgesamt zwölf Weltrekorden sowie zu einer gold- und zwei Bronzemedaillen bei der Olympiade 1924 in Paris. Nach dem 6. August 1926 aber wurde sie von ihren Landsleuten gefeiert wie kaum jemand vor ihr, in Manhattan erwarteten sie zwei Millionen Leute mit einer riesen Konfettíparade, ein Tanzschritt wurde nach ihr benannt, Charles Tobias und Al Sherman widmete ihr einen Song (https://youtu.be/1f41cvmnfmY) und zehntausende Amerikanerinnen machten in den Monaten nach ihrem Triumph das Schwimmabzeichen.
Allerdings musste Gertrude Ederle einen hohen preis für ihren Erfolg zahlen. Sie war seit ihrer Kindheit infolge einer Maserninfektion (Gruß an die Impfgegner) schwerhörig und die körperliche Tortur im Ärmelkanal hatte ihrem Trommelfell den Rest gegeben. Sie ertaubte.
Gertrude Ederle arbeitete später als Schwimmlehrerin für taube Kinder und starb 2003 mit 98 Jahren in den USA.
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Gertrude “trudy“ Ederle war die erste Frau, die den Ärmelkanal durchschwamm.
Dick eingeschmiert mit Olivenöl und Schmalz, ausstaffiert mit einer Paraffin versiegelten Motorradbrille und roter Badekappe und von ihrem Vater mit heißer Hühnerbrühe, Hähnchenschenkeln und Obst versorgt, schwamm die 20-Jährige Amerikanerin an diesem 6. August 1926 ganze 56 Kilometer.
“What for?!“ – Wozu?!
Eigentlich hätten es 34 km sein sollen, aber es kam Sturm auf, regnete, die wellen waren hoch und trieben sie in der starken Strömung vom Kurs ab. Doch als die Männer im Beiboot sie anflehten, aufzugeben, hatte Ederle nur geantwortet: ¡What for?!“ – Wozu?!“ Und die junge Schwimmerin schaffte es. Als sie an der englischen Küste aus der Nordsee stieg, waren 14 stunden und 32 Minuten seit ihrem Start vergangen, sie war damit sogar zwei stunden schneller als der bisherige männliche Rekordhalter (ohnehin hatten es bis dahin nur fünf Männer geschafft, denKanal zu überqueren) und sie hatte es allen gezeigt.
Zu dieser Zeit hieß es nämlich noch, schwimmen gefährde die Fortpflanzungsorgane und eine Frau käme dabei eh nicht weit. Noch am morgen ihres Weltrekords war in einem Leitartikel der „London Daily News“ zu lesen:
Amerikanerinnen machten Schwimmabzeichen
Die Tochter deutscher Einwanderer (ihre Eltern, Gertrude Anna Haberstroh, und der Fleischer Henry Ederle stammten aus dem schwäbischen Bissingen) brachte es außerdem zu insgesamt zwölf Weltrekorden sowie zu einer gold- und zwei Bronzemedaillen bei der Olympiade 1924 in Paris. Nach dem 6. August 1926 aber wurde sie von ihren Landsleuten gefeiert wie kaum jemand vor ihr, in Manhattan erwarteten sie zwei Millionen Leute mit einer riesen Konfettíparade, ein Tanzschritt wurde nach ihr benannt, Charles Tobias und Al Sherman widmete ihr einen Song (https://youtu.be/1f41cvmnfmY) und zehntausende Amerikanerinnen machten in den Monaten nach ihrem Triumph das Schwimmabzeichen.
Allerdings musste Gertrude Ederle einen hohen preis für ihren Erfolg zahlen. Sie war seit ihrer Kindheit infolge einer Maserninfektion (Gruß an die Impfgegner) schwerhörig und die körperliche Tortur im Ärmelkanal hatte ihrem Trommelfell den Rest gegeben. Sie ertaubte.
Gertrude Ederle arbeitete später als Schwimmlehrerin für taube Kinder und starb 2003 mit 98 Jahren in den USA.
The Cover Image: Gertrude Ederle (1905 – 2003), American competitive swimmer, is available from the United States Library of Congress‘s Prints and Photographs division under the digital ID ggbain.37118.
The work is from the George Grantham Bain collection at the Library of Congress.