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Rosine Bernhard

sarah bernhardt, am 22. oktober 1844 als rosine bernard und uneheliche tochter der jüdischen niederländerin und kurtisane julie bernardt in paris geboren, war die stilikone ihrer zeit, rothaarig, klein, zierlich, laut zeitgenossen nicht sonderlich schön, aber mit einer umwerfenden aura versehen, egal ob in komödien, tragödien oder in hosenrollen von pelleas bis hamlet (foto).

„the divine“ inspirierte ihre zahlreichen liebhaber, von victor hugo bis gustave doré, aber auch königin victoria, zar alexander III, marcel proust, oscar wilde usw. sie hatte einen sohn, den sie verhätschelte und dessen vater niemand kannte, sie genügte keiner der etablierten (frauen)rollen, malte, bildhauerte, schrieb, inszenierte sich als femme fatale und genoss als kunstfigur die aufmerksamkeit der mal entrüsteten, mal verzückten öffentlichkeit.madame war ausgesprochen launisch und exzentrisch, schlief in einem sarg (zumindest behauptete sie das), hatte einen privatzoo, und will eigenhändig eine boa erschossen habe, die die sofakissen in ihrer pariser wohnung verschlungen hatte. 1915 wurde ihr, spätfolge eines bühnenunfalls, ein bein amputiert, sie spielte weiter, mit prothese, auf einem stuhl sitzend und trat im ersten weltkrieg vor französischen soldaten hinter der front auf. schon im krieg 1870/71 hatte sie verwundete gepflegt.

auftritte in deutschland lehnte bernhardt zeitlebens ab. als sie starb soll der trauerzug so lang wie zuletzt bei victor hugo gewesen sein. nur alfred kerr fand sie nicht ganz so toll: „die frau ist gefallsüchtig bis ins gekröse. sie mit der duse vergleichen zu wollen – ach gott. bei der duse hört man die ewigkeit rauschen, bei der bernhardt die kulissen wackeln.”

Image: Photographie de Sarah Bernhardt par Félix Nadar.